Wir sind noch lange nicht fertig – Coach Benny Halusa zieht Bilanz
Wo steht der 1. FC Romonta Amsdorf – und wo will er hin? Trainer Benny Halusa zieht nach einer intensiven Spielzeit Bilanz und blickt mit klaren Vorstellungen in die Zukunft. Im Interview spricht er über Entwicklungen, Herausforderungen und neue Ziele.
1. Wie viele graue Haare hat dir diese Saison beschert – und welches Spiel war der Auslöser?
Jede Saison beschert mir wahrscheinlich graue Haare. Ein paar Spiele waren schon dabei, wo ich ein paar Tage gebraucht habe, um diese abzuhaken. Die Hinspiele in Zabenstedt und Wimmelburg sowie das Spiel in Wansleben gehören sicherlich dazu. Aber so ist es halt. Die gewonnenen Spiele und positiven Erlebnisse wiegen das Ganze auf, sodass man mehr Spaß als Sorgen hat.
2. Was waren für dich die emotionalsten Momente dieser Spielzeit – auf und neben dem Platz?
In emotionaler Hinsicht auf dem Platz kann ich da definitiv das Spiel in Polleben nennen. Freitagabend, Flutlichtspiel, schwerer Gegner, aufgeheizte Stimmung auf und neben dem Platz, sowie mehrere Platzverweise auf beiden Seiten und wir gewinnen dann nach Rückstand mit 3-1 das Spiel. Solche Spiele vergisst man nicht.
Neben dem Platz in privater Hinsicht die Geburt meiner Tochter im Oktober letzten Jahres. Ein schöner und einzigartiger Moment, den man für immer im Herzen trägt.
Und das Spiel in Wansleben hat mich von der Kulisse einfach beeindruckt. Es ist schön zu sehen, mit welcher Unterstützung man auch in der Kreisklasse rechnen kann und wie viele Leute hinter unserem Verein stehen. Leider war es dann ein Spiel, was man sportlich gesehen, gerne aus dem Gedächtnis streichen würde. Hierbei hat es mich allerdings emotional berührt, wie viele Unterstützer des Vereins oder einfach ehemalige Weggefährten mir nach dem Spiel gut zugeredet haben und versucht haben, mich ein wenig aufzubauen.
3. Was hat dich an deinem Team in dieser Saison besonders beeindruckt?
Das Spiel in Walbeck. Wir sind mit 15 motivierten Spielern zum Auswärtsspiel gereist und mussten dann feststellen, dass der Gegner lediglich 8 Spieler zur Verfügung hatte und man somit damit rechnen konnte, dass das Spiel nicht lange dauern wird. Mich hat dann tatsächlich die Ruhe und Gelassenheit der Spieler beeindruckt. Der Grundtenor war dann, wir sind jetzt einmal hier, bereiten uns seriös auf das Spiel vor und erledigen unsere Pflicht. Da ist man als Trainer sehr dankbar. Normalerweise möchte Jeder seinen Unmut über die Situation loswerden, aber das war in dem Fall nicht so. Für die Ersatzspieler, welche dann natürlich völlig umsonst anreisen, war es auch keine schöne Erfahrung. Aber auch hier wurde das Ganze hingenommen und es wurde versucht das Beste daraus zu machen. Leider war dann das Spiel tatsächlich nach 10 Minuten bereits beendet.
4. Wo siehst du die größte sportliche Entwicklung im Vergleich zur Vorsaison – und wo gibt es noch Luft nach oben?
Wir haben unsere Auswärtsspiele und allgemein unser Spiel auf Rasen deutlich stabilisiert. Dadurch das wir in der Vergangenheit recht oft auf Kunstrasen trainiert und gespielt haben, hatten wir auf Rasen enorme Probleme. Dies haben wir verbessern können. Aber Luft nach oben besteht hier natürlich weiterhin. Zudem haben wir gegen junge Mannschaften wie MSV Eisleben II und Hergisdorf gezeigt, dass wir trotz des höheren Altersdurchschnitts konditionell mithalten und teilweise sogar noch besser sein können gegen Ende eines Spiels.
Was uns ein wenig noch fehlt ist der „Killerinstinkt“ in manchen Situationen vor dem Tor. Wir schießen viele Tore, lassen aber in wichtigen und entscheidenden Momenten noch viel liegen. Zudem haben wir wenig Torabschlüsse außerhalb des Sechzehners. Da fehlt uns ein wenig die Überzeugung und das Selbstvertrauen, obwohl wir Spieler haben, die eine ausgezeichnete Schusstechnik besitzen. Aber das sind zum Glück alles Dinge, an denen man effektiv arbeiten kann.
Was man eher weniger beeinflussen kann, aber ich mir wirklich erhoffe, ist ein Rückgang der Verletzungsanfälligkeit. Das ist bei uns schon ein Thema, was uns jede Saison begleitet. Vor allem Langzeitverletzungen haben uns diese Saison doch ein wenig ausgebremst. Es war selten, dass wir die bestmögliche Mannschaft zur Verfügung hatten. Wenn wir in Zukunft diesbezüglich mehr Glück hätten, wäre ich sehr erleichtert.
5. Wie wichtig ist der Zusammenhalt im Verein – von den Spielern über die Ehrenamtlichen bis zu den Fans?
Der Zusammenhalt innerhalb eines Vereins hat eine große Bedeutung und wirkt sich entsprechend auf die Außendarstellung und Produktivität aus. Je mehr man zusammen an einem Strang zieht, umso besser. Ich denke nach dem großen Knall vor 2 Jahren, hat der jetzige Vorstand vieles in die richtige Richtung gesteuert und dem Vereinsleben die Wichtigkeit beigemessen, die es verdient. Diverse Veranstaltungen, neue Sektionen wie die Frauensportgruppe und der Dartsport zeigen ja, dass man Einiges auf die Beine stellen kann. Ohne das Ehrenamt allerdings, würde in einem Verein wahrscheinlich gar nichts gehen. Daher muss man auch stets betonen, wie dankbar man allen beteiligten Personen sein kann, die sich für unseren Verein aufopfern.
6. Was zeichnet die Mentalität und den Charakter dieser Mannschaft aus?
Die Mentalität der Mannschaft passt zum Verein. Nach Rückschlägen wieder aufstehen, weitermachen und besser werden. Der Kampfgeist der Jungs ist enorm. Es spricht für sich, dass jeder neue Spieler, der die Mannschaft kennenlernt, die Offenherzigkeit und lockere Art innerhalb des Teams hervorhebt. Das Mannschaftsklima ist vorbildlich.
7. Wie blickst du auf die kommenden Herausforderungen – sportlich und strukturell? Welche Ziele habt ihr euch gesteckt?
Natürlich bin ich mit der jetzigen Saison nur bedingt zufrieden. Wir wollen immer das Maximale rausholen und dies ist uns nicht gelungen. Wir haben das Ganze intern selbstkritisch und ehrlich aufgearbeitet und haben daher auch frühzeitig mit Hinblick auf die kommende Saison, den Kader entsprechend angepasst. Wir möchten Spieler mit einer gesunden Einstellung zum Fußball, welche für unseren Verein auf dem Platz, sei es im
Training oder Spiel, alles geben. Wir werden den Altersdurchschnitt durch junge und ambitionierte Spieler deutlich senken und die sportliche Qualität erhöhen, so viel kann ich vorwegnehmen. Daher ist für mich der Aufstieg als Ziel in der nächsten Saison, die einzig logische Schlussfolgerung. Wir wollen den Verein im Bereich Fußball wieder zu Erfolgen führen. Dafür brennen die Spieler und mich als Trainer treibt das jeden Tag an.
8. Wie soll sich der 1. FC Romonta Amsdorf in den nächsten Jahren entwickeln – sowohl sportlich als auch als Verein insgesamt?
Wichtig wird es sein, aus der Kreisklasse rauszukommen und wieder eine Liga höher Fuß zu fassen. Der Sprung wird meiner Meinung nach nicht so riesig sein, weil wir in unserer Staffel teilweise Mannschaften haben, die locker im oberen Tabellenfeld der Kreisliga mitspielen würden und ich uns das auch zutraue. Wenn man den Kern der Mannschaft zusammenhält und die Jungs dazu bewegt, langfristig im Verein zu bleiben, sowie neue Spieler für diesen Weg begeistern kann, ist mittelfristig die Kreisoberliga absolut möglich. Zudem wollen wir in den nächsten Jahren eigene Nachwuchsspieler in unserer Mannschaft integrieren.
Der Verein sollte den jetzigen Weg beibehalten und auf das Miteinander setzen, auch wenn es mal Rückschläge geben sollte. Es ist schön zu sehen, dass Veranstaltungen wie das Sommerfest, vorangetrieben und umgesetzt werden. Auch die geselligen Abende im Sportlerheim sind eine super Sache. Zudem ist der Internetauftritt unseres Vereins, sei es auf der Homepage oder in den sozialen Medien, sehr positiv zu bewerten. Wenn man dies beibehält und sich vielleicht hin und wieder neu erfindet, hat man viel erreicht.
9. Welche Rolle spielen dabei der Nachwuchs, die Jugendarbeit und die Talentförderung im Verein?
Der Nachwuchs spielt eine entscheidende Rolle. Wenn man an dem Punkt ist, wo man von der eigenen Jugendarbeit als Männermannschaft profitiert, hat man zuvor vieles richtig gemacht. Daher kann man es nicht hoch genug anrechnen, was Übungsleiter in den Nachwuchsmannschaften an Zeit, Engagement und Nerven aufwenden müssen. Oder Eltern, die ihre Kinder zu jedem Training und Spiel fahren und unterstützen. Aber die Anstrengungen sind es in jedem Fall wert. Wir hatten im Winter schon das Vergnügen das 2-3 Spieler aus der B-Jugend ein paar Trainingseinheiten der Männermannschaft mitgemacht haben. Da sieht man, was für enormes Potenzial vorhanden ist. Und das Schöne ist, dass sich die 14- und 15-jährigen zu 100% mit unserem Verein identifizieren. Da darf man auf jeden Fall gespannt sein. Das Ziel ist natürlich, dass wir weiterhin, wenn möglich, die jungen Spieler in unser Mannschaftstraining mit einbinden, was den Übergang in den Männerbereich dann leichter macht.
10. Was möchtest du den Fans und Unterstützern zum Abschluss dieser Saison mit auf den Weg geben?
Auch wenn in dieser Saison nicht alle Spiele von Erfolg gekrönt waren, danke ich jedem Einzelnen, der sich mit unserer Mannschaft identifiziert und die Jungs in guten, wie in schlechten Zeiten unterstützt. Gebt der Truppe in den letzten Spielen und in der kommenden
Saison genau diese Unterstützung, die sie verdient. Seid gespannt auf das, was kommt. Wir werden sportlich mit einer geilen Truppe wieder zu 100% angreifen.
Und natürlich ist es auch legitim und verständlich, wenn Jemand als Unterstützer mit unseren Leistungen nicht zufrieden war. Wir werden uns bemühen, dass sich diese Meinung schnell wieder ändert. Ich persönlich werde dafür alles geben und meine Spieler ebenso
Ein besonderer Dank gilt allen, die diesen Weg mitgegangen sind – ob auf dem Platz, am Spielfeldrand oder im Hintergrund. Nur gemeinsam war diese Saison möglich. Und genau so soll es auch in Zukunft weitergehen: Als Team. Als Verein. Als Amsdorf.
#ZusammenistBesser